Beruflicher Werdegang
Ursprünglich hatte ich mal Ingenieurwesen im Bereich Technologiemanagement studiert. Während des Studiums, das einen auf eine Karriere in einem großen Unternehmen vorbereitet hatte, habe ich schnell gemerkt, dass ich mich nicht wirklich damit identifizieren konnte. Am meisten hat mich aber daran gestört, dass immer nur die technisch-wirtschaftliche Seite beleuchtet wurde. Ich hatte mich eigentlich immer schon im kreativen Bereich betätigt und habe nach Wegen gesucht, die beiden Welten miteinander zu kombinieren. Ich war daher sehr dankbar über die Möglichkeit, meine Diplomarbeit zur Konzeption und Entwicklung eines ergonomischen Saiteninstruments anzufertigen. Das war für mich dann quasi auch die Initialzündung, mich verstärkt auf den Bereich Usability-Enginneering und Design zu fokussieren -ein Thema, was mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Nach dem Studium arbeitete ich zunächst als selbständiger Consultant, bevor ich als COO in ein sehr innovatives Medizintechnikstartup eingestiegen bin, in dem wir eine Frühgeborenen-Matratze entwickelt haben, die emotionale Stimuli von der Mutter an das Kind im Inkubator übertragen konnte. Nach erfolgreichem Markteintritt im CE- und FDA-Raum wurden wir von einer amerikanischen Firma aufgekauft, für die wir ein Jahr als Manager arbeiteten. Mir wurde erneut klar, dass ich mich in den Corporate-Strukturen nicht wirklich aufgehoben fand und so entstand die Idee, das jetzige Startup zu gründen (UniWearables), in dem wir uns auf benutzerfreundliche und skalierbare Wearables zur kontinuierlichen Vitalparametererfassung auf Normalbettenstationen konzentrieren.
Prägende Erfahrungen
2013 bin ich in das Startup BABYBE eingestiegen. Mich hat es damals sehr fasziniert, wie die beiden Gründer es geschafft haben, mit stark begrenzten Ressourcen innerhalb kurzer Zeit ein komplett innovatives Produkt von der Pike auf zu entwickeln um umzusetzen. Das hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und in mir den Unternehmer- bzw. Startupgeist geweckt.
Lektionen und Motivation
Nicht davon abschrecken lassen, wenn andere sagen, dass etwas kompliziert oder nicht möglich ist, denke unkonventionell, nicht zu perfektionistisch an die Sache rangehen und Fehler zulassen.
"Glaube an die eigene Idee (auch wenn es immer wieder größere und kleine Rückschläge gibt) und trust the Process!"
Ich finde es extrem spannend, die unzähligen Aspekte unter einen Hut zu bringen und letzten Endes ein Konstrukt zu formen, dass wie ein in sich logisches und stimmiges Konzept wirkt.
"Die Herausforderung dabei ist es, Komplexitäten so weit wie möglich zu reduzieren und auf etwas Einfaches zu kondensieren."
In der äußeren Wahrnehmung ist das später z.B. ein Produkt, das einen ganz bestimmten Nutzen bedient. In gewisser Weise ist das so, als würde man eine Art Gleichgewicht herstellen zwischen den ganzen Prozessen, die auf verschiedene Art und Weise ineinander greifen.
Produktentwicklung im Gesundheitswesen
Da es sich um einen stark regulierten Markt handelt, ist man bei der Produktentwicklung in ein enges Korsett gezwängt. Der Weg zu einem zertifizierten Produkt ist lang und sehr kapitalintensiv. Zudem gibt es starke regionale Unterschiede. Selbst innerhalb des CE-Markt gibt es länderspezifische Erstattungssysteme. Auf der anderen Seite beschäftigt man sich hier mit einem sehr wichtigen Thema. Es gibt viele Förderungen und spannende Forschungskooperationen. Wenn man es mit einem Produkt einmal auf den Markt geschafft hat, dann hat man dort auf Grund der großen Eintrittsbarrieren und langen Entwicklungszeiten weniger Wettbewerb als auf dem nicht-regulierten Markt.
Die Hürden im Gesundheitswesen sind definitiv höher als in anderen Branchen. Ein Medizintechnikstartup hat viele Hürden zu meistern, vor allem auch regulatorischer Natur. Dafür braucht man einen langem Atem und Unterstützung in vielen Bereichen. Sind diese Schritte aber erst mal gegangen, dann ist ein zugelassenes Produkt aber auch länger auf dem Markt. Für Investoren stellt sich daher vor allem die Frage, wie viel Erfahrung das Team besitzt, welches Netzwerk dahintersteht und ob die Gründer die notwendige Ausdauer und Belastbarkeit mitbringen. Ist dies der Fall, dann ist die Gesundheitsbranche sicherlich ein spannendes Feld für Investoren, auch weil hier in der Regel hohe Bewertungen und Exits erzielt werden können.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Tatsächlich war die Zusammenarbeit mit Medizinern und Medizinerinnen immer sehr positiv. Die Herausforderung bestand tatsächlich eher darin, die verschiedenen Standpunkte der einzelnen Klinikakteure (Pflege, Ärzte, Chefärzte, Verwaltung, Hygiene, etc.) zu verstehen und miteinzubeziehen. Diese konnten teilweise sehr voneinander abweichen. Oft besteht das Problem vor allem auf der anderen Seite, wenn Entwickler zu sehr produktzentriert denken.
"Am Ende ist es die Lösung, die zählt und nicht das Produkt."
Wichtig ist dabei, Anforderungen an eine klinische Lösung möglichst genau benennen zu können und eine gewisse Sensibilität dafür mitzubringen, dass Entwicklungen eine bestimme Zeit benötigen und oft mehrere Iterationen notwendig sind. Auch muss man akzeptieren, dass man am Ende immer Kompromisse eingehen muss.
Zukunftspläne und Tipps
Wichtig ist glaube ich, dass eine Produktidee nie etwas endgültiges ist, die Idee wächst mit der Zeit. Deshalb ist es wichtig, dass man irgendwann einfach loslegt. Da das Ganze zu Beginn mit großen Unsicherheiten behaftet ist, sollte man generell Lust haben auf das Thema Startup und grundsätzlich an einen Erfolg glauben können.
"Das ist es auch, was einen trägt, wenn es mal nicht so gut läuft."
In Deutschland gibt es viele regionale Gründungswettbewerbe, wo man Zugang zu kostenlosen Coaches hat. Daneben gibt es auch Gründerstipendien, wie das EXIST-Gründerstipendium, etc., die es einem ermöglichen sich während der Dauer einer bestimmten Zeit voll auf seine Geschäftsidee zu konzentrieren. Ich vermute, dass es in der Schweiz ein ähnliches Angebot gibt.
Um zukünftig wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben, sind Forschung und Entwicklung zwingend notwendig. Damit einher geht natürlich auch die klinische Forschung, um Lösungsansätze praxisnah zu erproben und zu validieren.
"Eine enge Zusammenarbeit mit Medizinern ist hier Grundvoraussetzung."
Ohne das medizinische Know-How lassen sich bestimmte regulatorische Anforderungen auch gar nicht umsetzen. Neben der genannten klinischen Evaluierung, ist dies auch für die Risikobewertung und die Generierung von Produktanforderungen unerlässlich.